08. September 2022
Der gestrige Handelstag diente wohl eher als Tauziehen der Bullen und Bären. Auf der einen Seite die Bullen, die monatelang den Aufwärtsspielraum ausgedehnt haben und sich mit dem Erreichten wohl noch nicht ganz zufrieden geben. Auf der Gegenseite die Bären, welchen teilweise immer noch der Mut fehlt, endgültig aus ihrem Winterschlaf zu erwachen. Doch was passierte gestern? Wie beim Tauziehen ging es wild hin- und her, es war nie eindeutig doch die Gunst lag am Ende des Tages, zur Überraschung, wohl eher bei den Bären. Frühmorgens bis um etwa 10 Uhr verlor Gasoil London rund $15 / Tonne, darauffolgend bis zu den Mittagsstunden machten die Bullen $25 / Tonne wieder wett. Doch dabei blieb es nicht, denn bis in den frühen Nachmittag verloren die Preise erneut wieder einiges an bereits verteidigtem Terrain, in Zahlen ausgedrückt rund $30 / Tonne beim Gasoil London. Das Tauziehen war aber immer noch nicht entschieden, denn ab 16 Uhr drehten sich die Kurse erheblich und generierten um rund 18 Uhr einen neuen Tageshöchstkurs beim Gasoil London. Doch die Baissiers liessen das nicht auf sich sitzen und erzielten doch noch einen geringfügigen Rückgang, von ca. $20 / Tonne beim Gasoil London, im Verlauf des elektronischen Overnight-Handels.
Die gängigen W-Fragen (Wer, Was, Warum, etc.) kann man gekonnt ausser Acht lassen. Die preisgestalterischen Faktoren bleiben wie bis anhin dieselben. Platz 1 in den europäischen Nachrichten: Sorgen wegen möglicher Öl- und Gasknappheiten. Die Gründe zur Annahme einer Knappheit, ist wohl mit der Drohung Putin’s, seine „Energielieferungen“ nach Europa einzustellen, zu begründen. Auch die weiterhin gestoppte Gaslieferung durch Nord Stream 1 stützen die derzeitigen Preise. Zur gleichen Zeit weiter südöstlich, bereitet aufgekommene Skepsis über ein Atomdeal mit dem Iran, den Nährboden vor für einen weiteren Preisanstieg. Der wohl grösste „Trumpf“ seitens der Bären ist leider kein schöner Trumpf; Die Befürchtungen, dass die globale Wirtschaft in eine Rezession gerät, drücken die Preise in die Tiefe. Grund dafür ist der Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation weltweit – mit Aussichten auf eine weitere kräftige Zinssteigerung durch Zentralbanken wie z. B. die EZB (Europäische Zentralbank) und FED (Federal Reserve System).
Wie man sieht, ist die aktuelle Lage als sehr volatil einzustufen. Da es nicht bereits kompliziert genug ist, hat die Schweiz in den letzten Wochen zusätzlich eine eigene Dynamik der Preisgestaltung für Brenn- und Treibstoffe entwickelt. Die hohe Rheinfracht (momentan immer noch CHF 162.00/Tonne) sowie die steigende Nachfrage bei etwa gleichbleibenden Angebot verschlimmern die Lage ungemein seitens der Lieferkapazitäten. Daher empfehlen wir Ihnen weiterhin, nicht mehr zu lange mit ihrem Heizöleinkauf abzuwarten. Der Winter wird kommen, ob das gut oder schlecht ist, da scheiden sich die Geister – aber wo sich wahrscheinlich alle einig sein werden ist, dass man in den eigenen vier Wänden lieber warm als kalt hat.
Börsendaten 08.09.2022 um 08:26 Uhr
ICE-Gasoil SEP: 1‘093.00$
ICE-Brent NOV: 88.64$
NY-Rohöl WTI OKT: 82.65$
US-Dollar/CHF: 0.9751
Rheinfracht nach Basel: CHF 162.00