Müssen wir uns an das Preisniveau gewöhnen?

14. April 2022

Gestern nach Eröffnung der Börse in London nochmals ein eher wenig überzeugender Rückgang der Ölpreise bis in die Mittagsstunde. Die Tiefstwerte anfangs Woche blieben aber unangetastet und gerieten auch nicht wirklich in Gefahr nach unten durchstossen zu werden. Im Verlauf des gestrigen Nachmittags waren dann aber nur noch die Bullen dominant; Gasoil London nahm über den ganzen Tag verteilt kontinuierlich zu bis zum Höhepunkt von $ 1'120.- / Tonne, womit ein neuer Höchstwert in dieser Woche verzeichnet werden konnte. Der gewaltige Kurszuschlag von $70 / Tonne wäre vor Monaten eine Top-Schlagzeile in unseren Marktberichten gewesen, aber in der aktuellen Zeit leider schon längst keine Sensation mehr. Denn solche Schwankungen haben wir mindestens ein bis zwei Mal pro Woche über den Tag verteilt, das Verrückte daran ist aber vor allem, dass solche gewaltigen Schwankungen auch innerhalb Minuten und wenigen Stunden passieren.

Nun muss man wieder, so unprofessionell es sich auch anhört, Rätsel raten warum der Preis nun das gemacht hat, was er eben gemacht hat. Denn dies zu bestimmen ist seit Anfang des Ukraine-Russland-Konflikts nicht mehr ganz so einfach und plausibel zu erklären. Wie oft angesprochen, sind vor allem die Hoffnung, Erwartung und Ängste der Marktteilnehmer matchentscheidend für unsere Ölpreise. Wenn wir weiter ins Detail gehen, werden unsere Öl-Inlandpreise durch drei Variablen bestimmt. Der erste und wichtigste Faktor, ist die Börse NYMEX und London – «dort» werden die Preise gemacht und genau «dort» unterlegen wir eben den Schwankungen der Erwartungen, Hoffnungen und Ängste. Der zweitwichtigste Faktor für unsere Inlandpreise ist der Dollarwechselkurs und zuletzt die Rheinfracht, welche nicht zu unterschätzen gilt – siehe Durchschnitts-Inlandölpreise Herbst 2018. Die CO2-Abgabe wird absichtlich nicht genauer beachtet, da uns allen in der Schweiz «die Hände gebunden sind» und es halt so ist wie es ist, aber für alle die es nicht wussten; die CO2-Abgabe beläuft sich aktuell auf CHF 34.25 / 100 Liter Heizöl in der Schweiz.

Wir haben also drei für uns sehr wichtige Faktoren, welche die Zukunft unserer Ölpreise gestalten. Und zwei von drei können wir aktuell wirklich ausser Acht lassen, denn die Schwankungen die wir tagtäglich erleben, fallen um einiges mehr ins Gewicht als alle aktuellen USD-Kursschwankungen und selbst die überdurchschnittlich hohe Rheinfracht spielt nicht wirklich eine Rolle in der momentanen Preisgestaltung. Nun, was bleibt uns übrig? Wir sollten der Realität ins Auge sehen und uns damit abfinden, dass wir womöglich noch Wochen, wenn nicht sogar Monate auf diesem hohen Niveau bleiben könnten. Jeder muss sich, was das Preisniveau angeht, die Frage stellen: Wie hoch ist hoch? Und wie hoch ist zu hoch?

Börsendaten 14.04.2022 um 08:27h

ICE-Gasoil MAI: 1'092.75$
ICE-Brent JUN: 107.92$
NY-Rohöl WTI MAI: 103.04$
US-Dollar/CHF: 0.9328

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