Nachfrageprognosen und geopolitische Unsicherheiten

24. Januar 2024

Das Wechselspiel zwischen bullishen und bearishen Faktoren am Ölmarkt setzt sich auch in der Mitte dieser Woche fort. In jüngster Zeit haben die geopolitischen Spannungen nicht nur im Nahen Osten, sondern auch im Ukraine-Krieg zugenommen. Gleichzeitig bleiben Sorgen hinsichtlich Zinsen und Nachfrage sowie Prognosen zur Angebotsentwicklung in den kommenden Monaten bestehen.

Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der erwarteten Produktionssteigerung in Ländern ausserhalb des OPEC+ Bündnisses, insbesondere den USA. Die US-amerikanische Rohölförderung erreichte kürzlich ein Rekordniveau und übertraf sogar das Vorkrisenhoch. Ob sich die Fördermengen der USA in der letzten Woche auf diesem Level gehalten haben, wird der DOE-Bestandsbericht am heutigen Nachmittag zeigen.

Das American Petroleum Institute (API) meldete einen signifikanten Rückgang der Rohölbestände, was darauf hindeutet, dass winterbedingte Ausfälle in wichtigen Schieferölgebieten der USA bereits in den Bestandsberichten reflektiert sind. Sollte sich dies bewahrheiten, könnte auch der DOE-Bericht heute einen Rückgang der Lagerbestände sowie der Fördermengen verzeichnen.

Das Finanzunternehmen Macquarie ist der Meinung, dass die Ölpreise ohne das aktuelle geopolitische Risikoumfeld tendenziell sinken würden. Der Analyst Vikas Dwivedi von Macquarie erklärt: "Ohne die derzeitigen geopolitischen Spannungen würde der Rohölpreis unserer Ansicht nach erheblich an Wert verlieren. Wir gehen davon aus, dass sich die Risikoprämien auf der Angebotsseite im Laufe der Zeit vom Konfliktrisiko entkoppeln werden, ähnlich wie im Fall Russland-Ukraine. Sofern es nicht zu einer Eskalation im Nahen Osten kommt, gehen wir davon aus, dass die Rohölpreise im 1Q24 in der aktuellen Spanne bleiben werden. Wir rechnen nicht mit einem Angebotsverlust."

Allerdings zeigen die jüngsten Angriffe der USA und ihrer Verbündeten auf Ziele der Huthi im Jemen am Dienstag, dass eine Eskalation keineswegs ausgeschlossen ist. Washington führte auch Luftschläge gegen mit dem Iran verbundene Milizen im Irak durch, nachdem diese einen irakischen Luftwaffenstützpunkt angegriffen hatten. Die Kampfhandlungen in der gesamten Region nehmen täglich zu und könnten sich rasch wie ein Flächenbrand im gesamten Nahen Osten ausbreiten.

 

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