Nahostkonflikt und China-Massnahmen prägen den Ölmarkt

30. September 2024

Zu Beginn der neuen Woche richtet sich die Aufmerksamkeit erneut auf den Nahostkonflikt, da es nur wenige andere marktrelevante Meldungen gibt. Die Eskalation der israelischen Angriffe, nun auch gegen die Houthis, sowie die Aussicht auf eine Bodenoffensive im Libanon halten die Ölmärkte in Bewegung.

 

Sollte sich die Lage weiter verschärfen und der Iran in den Konflikt verwickelt werden, besteht das Risiko einer Beteiligung der USA, was in ein umfassendes regionales Kriegszenario münden könnte. Bisher sind jedoch keine nennenswerten Störungen der Ölproduktion aufgrund der Kampfhandlungen aufgetreten. Daher reagieren die Händler zwar immer wieder vorsichtig, doch insgesamt hat sich eine gewisse Abstumpfung eingestellt.

 

In China wurden letzte Woche die Zinsen gesenkt, um Investitionen anzukurbeln. Der Markt rechnet nun mit einem positiven Effekt auf die Wirtschaft und damit auch auf die Ölnachfrage. Allerdings wird es einige Zeit dauern, bis diese Massnahmen spürbare Auswirkungen auf die Realwirtschaft zeigen. Tony Sycamore, Analyst bei IG, gibt jedoch zu bedenken: „Es ist unsicher, ob die Massnahmen tatsächlich zu einer steigenden Kraftstoffnachfrage führen, da China erhebliche Fortschritte bei der Elektrifizierung seines Transportsektors macht.“ Auch Priyanka Sachdeva, Analystin bei Phillip Nova, sieht Chinas Ölkonsum als wichtigen Faktor für den Markt. „Die Reaktion der Nachfrage auf die niedrigeren Zinsen und inwiefern sich Chinas Ölverbrauch nach den jüngsten Massnahmen erholt, werden massgeblich die weitere Marktentwicklung beeinflussen,“ betont sie.

 

Sycamore verweist zudem auf die geplanten Produktionssteigerungen der OPEC+. Diese sollen im Dezember um 180.000 Barrel pro Tag erhöht werden und auch im nächsten Jahr wird eine Fortsetzung der Fördermengensteigerung erwartet. Mit Blick auf die Produktionserhöhung im Dezember sieht Sycamore die Möglichkeit, dass der WTI-Ölpreis auf die Tiefststände von 2021 im Bereich von 61-62 Dollar fallen könnte.

 

Kurzfristig sorgen die Kämpfe im Nahen Osten zwar für eine erhöhte Risikoprämie, jedoch fehlen den „Bullen“ ohne Produktionsausfälle die Argumente für einen anhaltenden Preisanstieg. Mittelfristig stehen dem Markt die OPEC+ Produktionssteigerungen und eine mögliche Überversorgung in der ersten Jahreshälfte 2025 bevor. Die derzeitige fundamentale Situation wird daher neutral bewertet. Sollte es jedoch zu einer Bestätigung der Angebotsausweitung aus Libyen kommen, könnte dies eine bärische Entwicklung einleiten.

 

Börsendaten 30.09.2024 um 08:47 Uhr

ICE-Gasoil OKT: 666.25$

ICE-Brent NOV: 72.90$

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