07. Juli 2022
Nach einer eindrucksvollen Erholung der Brenn- und Treibstoffpreise am Dienstag, dann gestern überraschend ein noch stärkerer Rückgang, mit ordentlicher Wucht. Dieser Abwärtsschwung hat die Bullen vorerst in die Ecke gedrängt und ermöglicht heute ein weit geöffnetes Einkaufsfenster. Das «Warum» für einen Preisrücksetzer in diesem Ausmass, innerhalb 48 Stunden, ist nicht ganz nach zu vollziehen. Die Chartanalysten argumentieren mit einer Korrekturbewegung und einem angetasteten Unterstützungsbereich, die spekulativen Marktteilnehmer begründen ihre Absichten wohl eher auf den aktuellen Weltgeschehnissen; Die Angst einer weltweiten Rezession sowie die momentanen Nachfragesorgen, aufgrund der zuletzt enttäuschenden Wirtschaftsdaten. Was wir sicher sagen können ist, dass der Heizölpreis rund CHF 10.- / 100 Liter innerhalb 48 Stunden gefallen ist.
Wer nun aber auf einen freien Preiszerfall hofft, der wird schwer enttäuscht werden. Denn auch wenn die aktuellen Wirtschafsdaten für tiefere Preise sorgen, bleiben die grössten Preistreiber wohl weiterhin bestehen. Wie letzte Woche schon Mal erwähnt, bahnt sich eine Situation an, welche es zu vermeiden gilt. Denn das Volumen an Bestellungseingängen hat sich in den letzten Tagen schon massiv erhöht – was an sich auch verständlich ist, bei aktuell eher tieferen Preisen im Vergleich zu den letzten Wochen. Doch die Industrie, welche zweigleisig mit Gas- und Heizöl heizen kann, wurde erst kürzlich von Guy Parmelin dazu aufgefordert, wenn möglich in den nächsten Monaten komplett auf Heizöl umzustellen. Die Konstellation aus all dem ergibt aktuell eine sogenannte «Backwardation»-Situation, welche eine Preissituation bei Termingeschäften beschreibt. Dies ist der Fall, wenn der Terminpreis (Liefertermin in der Zukunft) unter dem aktuellen Tagespreis notiert, was einen umgekehrten Markt darstellt. Also einfach erklärt kann man sagen, dass man aktuell günstigere Preise kriegt, wenn man Heizöl für in naher Zukunft (z. B. im September) bestellt. Solch eine Situation bietet sich immer dann an, wenn eine akute Nachfrage herrscht. Doch inwiefern ist dies nun relevant für den privaten Endkonsumenten? Wie oben erwähnt, werden all diese Faktoren dazu führen, dass es schweizweit Logistikkapazitätsprobleme geben wird, was zu höheren Inlandpreisen führt.
Eine kurze Zusammenfassung, um die mögliche Preisbewegung in naher Zukunft einzuordnen: Die Nachfrage zieht bereits an, mit Aussicht auf den Herbst, kann man davon ausgehen, dass die Nachfrage explodieren wird (Leute die tiefere Preise abwarten und irgendwann bestellen müssen, erhöhte Nachfrage seitens Industriegewerbe und allgemein hohe Nachfrage in den kälteren Monaten). Zudem stehen weitere mögliche Eskalationen im Ukraine-Krieg im Raum, welche die Preise durchaus wieder in die Höhe schnellen lassen können. Gepaart mit den aktuellen Lieferengpässen weltweit, steuern wir möglicherweise wieder direkt auf astronomisch hohe Preise zu. Um dies zu vermeiden, empfehlen wir Ihnen nicht mehr lange zu zuwarten und Ihren Heizölbedarf möglichst bald einzudecken.
Börsendaten 07.07.2022 um 08:53h
ICE-Gasoil JUL: 1'058.50$
ICE-Brent SEP: 100.79$
NY-Rohöl WTI AUG: 98.66$
US-Dollar/CHF: 0.9695